Kunsttherapie-Blog
Die Sache mit dem Selbstwert
vom So, 28. Juni 2015, Susanne Langner
Ein stabiles Selbstwertgefühl soll es leichter machen, mit den Widrigkeiten
des Lebens klar zu kommen und seelisch gesund zu bleiben. Wenn man sich selbst
für wertvoll betrachtet, wird man nicht so leicht verletzt.
Das und Ähnliches
hört und liest man immer wieder. Im Selbsthilfebuch und
in mancher Therapie. Und es klingt logisch. Auf den ersten Blick. Wenn da
nicht...
Genau! Wenn da nicht das Wörtchen "Wert" im "Selbstwert" wäre.
Höre ich das Wörtchen "Wert",
dann denke ich ans Bewerten und an Gegenwert. An Marktlage, Nachfrage
und Angebot.
Wertvoll sind Dinge, die jemanden nützlich sind,
die gut zu gebrauchen sind oder mit denen
man einen guten Gegenwert erzielen kann,
um andere nützlichere Dinge zu kaufen.
Somit ist der Wert, selbst wenn es der Selbst-Wert ist,
von Natur aus instabil und launisch. Er ist von aktuellen Bewertungskriterien
abhängig.
Dass es meine eigenen Kriterien sind, macht es zwar etwas angenehmer, ändert
aber nichts daran, dass ich mich mit meiner Selbst-Bewertung als ein
Ding, als ein Objekt betrachte. Bin
ich gut genug? Bin ich zu gebrauchen? Moralisch einwandfrei? Ein guter Mensch?
Entspreche ich der Nachfrage?
"Wieviel sind Sie sich wert?", "Das bin ich mir wert.", "Ich bin wert-voll."
Diese an sich positiven (Haha! Eine Bewertung!) Sätze, rufen in mir
eine Ahnung von Unstimmigkeit vor und irgendwo im Inneren schmerzt es ein wenig.
Wenn ich genauer darauf höre, dann merke ich, dass sie meine Würde
als Mensch (als Person, als Subjekt...) außer Acht lassen.
Dass ich als Person weder wertlos noch wertvoll bin, sondern einfach
nur bin. In meiner Würde.